Was zu sehen ist / Lo Que Se Ve
Adriana Lestido
Die 1955 geborene argentinische Fotografin Adriana Lestido wurde mit sozial und politisch engagierten Arbeiten bekannt. Ihre während einer Demonstration gemachte Aufnahme „Mutter und Tochter auf der Plaza de Mayo“ aus dem letzten Jahr der Militärdiktatur Argentiniens (1982) ging um die Welt. Die Künstlerin arbeitet ausschließlich analog. Ein Großteil ihrer Fotografien ist in Argentinien entstanden. Es gelingt ihr, sehr persönliche Geschichten zu erzählen, die gleichzeitig eine Essenz des Menschseins enthalten, sodass sie Betrachter_innen überall ganz unmittelbar berühren. Es sind Geschichten aus dem echten Leben, die über das rein Dokumentarische jedoch weit hinausgehen.
Häufig sind Frauen die Protagonisten ihrer Bilder: „Jugendliche Mütter“, „Mütter und Töchter“, „Gefangene Frauen“ sind drei ihrer Serien, in denen sie ihren Modellen ungeheuer nah kommt, selbst wenn die Kamera manchmal weit entfernt ist. Es sind harte Bilder, man könnte auch sagen ungeschminkt. Doch egal, ob Lestido Menschen in Krisensituationen am Rande der Gesellschaft portraitiert oder ob sie aus Landschaft und Stillleben Serien komponiert: Gestaltung und Ästhetik sind der Künstlerin genauso wichtig wie die Aussage des Bildes, ihre Bildsprache ist immer auch poetisch. Fotografie ist für Adriana Lestido ein Mittel, um das Geheimnis menschlicher Beziehungen auszudrücken und zu verstehen. Die Verletzlichkeit des Menschen steht dabei immer wieder im Fokus.
Adriana Lestido fotografiert, unterrichtet und kuratiert. Sie wurde mehrfach international ausgezeichnet. Mit dieser Retrospektive, die Arbeiten aus ihren wichtigsten Serien vereint, ist ihr Werk erstmals in einer Einzelausstellung in Deutschland zu sehen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einer Einführung von Matthias Harder.
Eine Ausstellung im Rahmen des Monats der Fotografie