Bahnbogen 22 bis 79
Gleisdreieck Berlin 1964/2014
Sequenzen von Janos Frecot und André Kirchner
In diesem gemeinsamen Projekt zeigen Janos Frecot, vielen bekannt als ehemaliger Leiter der Fotosammlung der Berlinischen Galerie, und der Stadtfotograf André Kirchner fotografische Sequenzen der Bahnbögen auf dem Gleisdreieck Berlin aus den Jahren 1964 und 2014.
Janos Frecot, der seit 1947 und bis in die sechziger Jahre immer wieder am Bülowbogen wohnte, lernte das Gelände früh kennen und schätzen; insbesondere das Ineinander von verwilderter Natur und verfallenden technischen Bauten hatte es ihm angetan. Er nahm die endlos lange gelbe Ziegelmauer der Bahnbogenreihe 22–79 als komplettes Panorama auf Großformat-Negativen auf. Daß der amerikanische Fotograf Ed Ruscha mit seinem „Sunset Strip“ nahezu gleichzeitig etwas sehr ähnliches schuf, hat er erst viele Jahre später erfahren.
Fünfzig Jahre später machte André Kirchner, der Anfang der achtziger Jahre nach Berlin kam und ebenfalls nicht weit entfernt vom Gleisdreieck lebte, die durch die neuen Fernbahngleise zum Hauptbahnhof stark dezimierte Bahnbogenreihe zum Thema einer an präziser Dokumentation orientierten Fotosequenz.
Beide Sequenzen zeigen im Abstand eines halben Jahrhunderts die Veränderungen eines technischen Bauwerks, des ehemaligen Bahnviadukts zum Potsdamer Ringbahnhof, das fünfzig Jahre lang von der Natur und wechselnden Nutzern durch Wildwuchs und Verfall umgestaltet wurde, bis Anfang 2015 auch der Rest des alten Viadukts abgerissen wurde. Nicht zuletzt zeigt die Ausstellung an diesem innerstädtischen Areal, wie sich gesellschaftspolitische Veränderungen im Stadtbild manifestieren.