Arno Fischer: „Siehste jeht doch“
Meisterklasse. Letzter Jahrgang
32 Fotografinnen und Fotografen des letzten Jahrgangs der „Meisterklasse Arno Fischer“ zeigen eine umfassende Werkschau ihrer Arbeiten, die der Lehrende noch selbst betreut hat. Arno Fischer (1927–2011) war nicht nur der Wegbereiter der Fotografie in der DDR, er war einer der großen deutschen Fotografen der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Der Titel der Ausstellung „Siehste, jeht doch!“ war seine gleichermaßen anerkennende und ermunternde Bemerkung beim Abschluss einer gelungenen Fotoarbeit. Die Ausstellung spiegelt die ganze Bandbreite des künstlerischen Ausdrucks seiner Student_innen und die Fähigkeit Arno Fischers, sich auf das fast unbegrenzte Spektrum unterschiedlichster Themen und Bildwelten einzulassen. Arno Fischers Fotografien sind im Bildgedächtnis vieler Menschen verankert: die Bilder vom Nachkriegs-Berlin, die Porträts von internationalen Künstler_innen und anderen Zeitgenoss_innen, die Bilder, die auf seinen vielen Reisen entstanden, Marlene Dietrich im Nerz in Moskau, der Riss durch eine Brandmauer in Berlin, Aufmärsche im Osten, das „Wirtschaftswunder“ und seine Kehrseiten im Westen, das Leben in Osteuropa und auch spätere Arbeiten, wie die aus New York, gehören zu seinen Hauptwerken. Dass Arno Fischer auch der Modefotografie wegweisende Impulse gegeben hat, bedeutete ihm persönlich wenig. Ihn trieb etwas anderes um: Er wollte mit fotografierten Geschichten Historie erfahrbar machen. Der Ruhm, die großen Ausstellungen und Ehrungen kamen spät. Man hat ihn einmal den „bekanntesten Unbekannten unter Deutschlands Fotografen“ genannt.
Arno Fischer war ein Chronist seiner Zeit und ein Vorbild für den Nachwuchs. Er schärfte als Lehrer und Professor in Berlin, Leipzig und Dortmund den Blick mehrerer Generationen Studierender. Als der Emeritus 2001 eine eigene Fotografenschule – „Fotografie am Schiffbauerdamm“ – gründete, meldeten sich schlagartig 400 Interessenten für einen Kurs. „Mit jungen Leuten zu arbeiten, ist mein Leben“, betonte er immer wieder. Das Unterrichten hat er niemals aufgegeben – wie zuletzt in seiner Meisterklasse an der Ostkreuzschule in Berlin-Weißensee. Seine Lehrtätigkeit war überaus erfolgreich. Zu seinen Studenten gehörten neben vielen anderen, heute namhaften Fotografen auch Sybille Bergemann – seine spätere Frau, Ute Mahler, Frank Gaudlitz, Wiebke Loeper und Jonas Maron.
Matthias Flügge, der 2009 gemeinsam mit Arno Fischer die bis heute international reisende Retrospektive des ifa in der Bundeskunsthalle in Bonn konzipiert hat, begleitet diese Ausstellung als kuratorischer Berater.
Zur Ausstellung erschien ein von Matteo Peterlini gestalteter Ausstellungskatalog mit den Werken aller Teilnehmer.
Fotos © Gerhard Haug